Puppentheater
Es gibt im Jahre eine Zeit,
da fressen Raupen weit und breit
ein jeder Pflanze keck und munter
die allerletzten Blätter runter.
Auch Raupe Heinz war Kandidat
auf der großen Blätterjagd,
begab sich leichtsinnig bereit
in die Blattabhängigkeit.
Seiner Frau war schon ganz bang,
sie wartete meist Nächte lang,
bis Heinz mit Blattgeruch im Mund
im Hausflur da lag, kugelrund.
So sprach sie zu ihm voller Sorgen:
„Du holst dir Hilfe, und zwar morgen!
So können wir nicht weiterleben!
Es muss was anderes für dich geben!”
Heinz schleppte sich nun ungalant
zu einem Haus mit Schild, wo stand:
„Wir versprechen: Es wird besser!
Die anonymen Blätterfresser.”
Da saß er nun schon eine Stunde
in der anonymen Runde,
in der sich satt an satter reihte,
und jeder auf ‘nem Blatt verweilte.
Bis jemand sprach, es war der Leiter:
„So geht es doch mit uns nicht weiter!
Nur mal aus dem Bauch heraus,
wie siehts denn mit verpuppen aus?”
Die Idee war wirklich Klasse,
es rief gleich jemand aus der Masse:
„Lasst uns doch in Zweiergruppen
dort drüben an dem Strauch verpuppen!”
Bald hing der Heinz verkehrt herum,
am Strauche im Delirium.
Und als der Frühling wurde munter,
war Heinz vom Blattgenuss herunter.
Langsam riss die Puppe ein,
denn Heinz wollte sich rasch befreien.
Doch keine Raupe kam hervor,
als Schmetterling stieg er empor.
Seine Frau, ganz ohne Gruppe,
wurde auch ‘ne hübsche Puppe.
Und so fliegen sie zu zweit
durch des Jahres Frühlingszeit!
Der Heinz blieb stolz den Blättern fern!
Hängt jetzt aber am Nektar dran!
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